Schon wieder ein Vorwort
Bevor wir mehr über den freien Träger erfahren, lassen Sie mich noch eine Bemerkung
zu dem Benutzer des Bildungsgutscheines nachreichen.
Aus dem
„Bettler,“ der heute beim Kitagutschein eine komplizierte zeit- und
kraftraubende und zum Teil entwürdigende Antragsprozedur über sich ergehen
lassen muss, wird nach unserer Reform ein mündiger Bürger, der den
Bildungsgutschein, also das Werkzeug, das ihm für die Ausübung seines
verfassungsmäßig zustehenden Grundrechts auf Bildung zusteht, ohne jeden
Aufwand bekommt. Wir betonen wieder, es liegt nicht an den Menschen. Die Mitarbeiter in den Bürgerämtern, die für die Vergabe des Kitagutscheins in Berlin zuständig sind, arbeiten sehr engagiert und agieren fast immer im Interesse der Antragsteller.
Es sind nicht die Menschen, es ist das System, das einfach nicht funktioniert.
Nun zu unserer zweiten Forderung:
Schon heute gibt es ein breites Spektrum freier Bildungsträger, von Kommune zu Kommune, von Bundesland zu Bundesland sehr
unterschiedlich. Sie finanzieren sich entweder als Privatschulen über
zum Teil immense Schulgelder, sie werden von Elterninitiativen, von kirchlichen oder
sozialen Trägern finanziert und haben alle eines gemeinsam: Sie hängen mehr oder weniger am Tropf des
Bildungsministerium des jeweiligen Bundeslandes, das die Gesetze je
nach Windrichtung verändern kann. So
geschieht es, wie jüngst im Land Brandenburg, dass trotz erfolgreicher Arbeit und großer
Nachfrage nach freien Bildungsträgern per Gesetz Neugründungen praktisch unmöglich gemacht werden.
Fast
alle freien Träger, die keine elitären Beitragssätze fordern,
wandeln am Rande des wirtschaftliche Ruins und sind auf die
selbstausbeuterische, aufopferungsvolle Arbeit der Eltern und
Mitarbeiter angewiesen.
Letztendlich geht es darum, das verfassungsmäßige Recht auf Bildung endlich in der notwendigen Qualität durchzusetzen und durch Herausgabe der Bildungsgutscheine zu einem Recht auf Gründung und Betrieb eines freien Bildungsträgers zu erweitern und so die Bildungsgerechtigkeit wieder oder überhaupt herzustellen. Bildungsforscher kritisieren seit Jahrzehnten die mangelnde Diversität des deutschen Bildungssystems, freie Träger sind ein wirksames Instrument, diesen Zustand endlich zu ändern.
Schauen
wir uns an, wie der freie Träger der Zukunft funktioniert.
Es gibt die pädagogische Leitung, ähnlich der heutigen Struktur, dazu
kommt für jede Schule ein eigenes Management für Ökonomie und
Organisation. Die freien Träger allein entscheiden über die Einstellung von Personal aber auch über
Cateringlieferanten, Dienstleistungsverträge und Kooperation mit
Partnern aus der Umgebung. Schulen können eigene Restaurants betreiben, die auch für die Nachbarn
offen sind, von regionalen Erzeugern beliefert werden und in denen
sich verschiedene Generationen treffen, Werkstätten, in denen
regionale Partner mit den Kindern zusammen arbeiten und praktisch
lernen. So können zusätzliche Einnahmen generiert und Drittmittel
eingeworben werden.
Die Schule wird zu einem lebendigen Bestandteil einer lebendigen Kommune.
Die Form des freien Trägers eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten in der Organisation des Lernens sondern auch für dessen Inhalte. Ein denkbares Beispiel, in Gymnasien wird ein
neues Fach eingeführt: „Schulverwaltung,“ in dem die Schüler
lernen, ihre eigene Schule zu verwalten. Die Schüler wachsen so im
praktischen Handeln und Lernen in die soziale Marktwirtschaft hinein.
In einem solchen Gymnasium wird es keinen Vandalismus und keine
sinnlosen Investitionen geben.
Auch dazu ein Beispiel aus Berlin: Professor Günter Faltin von der FU Berlin gründete 1985 die „TEEKAMPAGNE,“ ein Handelsunternehmen für Tee. Ziel war ein praxisnaher Unterricht der Studenten im Fach
Betriebswirtschaft. Nur zehn Jahre später war die TEEKAMPAGNE nach Angaben des "Tea Board of India" größter Importeur von Darjeeling-Tee weltweit. Zu solchen Leistungen sind Lernende fähig. Schüler
brauchen gerade in der Pubertät Verantwortung. Die Kleinen lernen
von den Großen, die Großen lernen, die Kleinen einzubeziehen. Das
ist effektiv, das ist spannend, das ist eine optimale Vorbereitung
auf die berufliche Bildung, das ist günstig, das ist intelligent, das ist
günstige Intelligenz!